Über Sex hinaus – Das sind die 4 Funktionen von Sexualität

Über Sex hinaus – Das sind die 4 Funktionen von Sexualität

Über Sex hinaus:
Das sind die 4 Funktionen von Sexualität

Selbst bei der Frage „Was ist Sex?“ gibt es zahllose verschiedene Antworten und Perspektiven. Aber Sexualität ist als Begriff noch schwammiger – oder: vielfältiger.

Zwei Beispiele:

„Sexualität sind alle Empfindungen, Verhaltensweisen und Interaktionen in Bezug auf unser Geschlecht.“

„Sexualität ist auf Lust ausgerichtete Lebensenergie.“

Ist euch schon klar, was Sexualität ist? Das Bild schärft sich jedenfalls, wenn wir uns die 4 Funktionen von Sexualität anschauen.

Erstens: Die Lustfunktion

Sexualität leben kann bedeuten: Genießen, Spaß haben, Neues entdecken, Sinnlichkeit erleben, lustvolle Erregung, Orgasmen, Aufregung, Entspannung …

Weitergedacht

Sexualität kann auch ein Ausdruck unserer Lebenslust und Lebensfreude sein – oder ein Weg, uns mehr damit zu verbinden. Umgekehrt kann eine lebenslustige Haltung auch unsere Sexualität stärken.

Zweitens: Die Identitätsfunktion

Sexualität kann ein Ausdruck unseres Selbst sein, eine Bestätigung unserer Weiblichkeit / Männlichkeit bzw. Genderidentität, uns selbst besser spüren, in verschiedene Rollen schlüpfen, uns ausprobieren, uns annehmen lernen, …

Weitergedacht

Sexualität ist mit zyklischen Hormonverläufen verknüpft. Besonders offensichtlich wird das mit dem Menstruationszyklus. Viele Personen mit Zyklus erleben andere Charakterseiten oder entwickeln sich weiter, indem sie den Zyklus und damit einhergehende emotionale Veränderungen wahrnehmen. Auch ohne Menstruationszyklus kann unsere Identität zyklische Wandlungen durchlaufen bzw. sich weiterentwickeln.

Drittens: Die Beziehungsfunktion

Sexualität findet in Beziehung statt – entweder zu uns selbst, oder zu anderen Personen. Sexualität als Beziehungsfunktion zeigt sich in diesen Facetten: Kommunikation, Empfangen und Geben, Nehmen und Hingabe, Nähe, Intimität, einander als Spiegel nutzen, sexuelle und romantische Orientierung, …

Weitergedacht

Es gibt nicht nur die Beziehung zu uns selbst und zu anderen Menschen. Sexualität kann auch ein Ausdruck unserer Beziehung zur Welt sein: Wir fühlen wir uns mit dem Leben verbunden? Wie gut können wir uns öffnen und fallen lassen? Wie wollen wir in Verbindung sein? Wonach verlangt es uns?

Viertens: Die Fortpflanzungsfunktion

Hier liegt auch der Fokus des klassischen Aufklärungsunterricht: Eine Funktion von Sexualität kann das Zeugen eines Kindes sein.

Weitergedacht

Sexualität kann nicht nur ein Kind erschaffen, sondern auch etwas anderes. Für manche Menschen bedeutet Zugang zu ihrer Sexualität auch Zugang zu ihrer Schöpferkraft und Kreativität. Das kann eine spirituelle Komponente haben oder auch nicht. Einige menstruierende Personen nutzen den Zyklus und seine unterschiedlichen Phasen als kreatives Tool: Zum Beispiele Platz schaffen und Innenschau in der Lutealphase, in Unbewusstes eintauchen und Visionen erträumen während der Menstruation, planen in der Follikelphase und um den Eissprung herum umsetzen bzw.  ihre Projekte / kreative Erschaffungen der Welt zeigen.

Sexuelle Bildung ist mehr als „Aufklärung“ und „Sexualerziehung“

Die meisten Personen lernen im klassischen Schul-Aufklärungsunterricht nur über die eng definierte Fortpflanzungsfunktion: Anatomie, körperliche Abläufe, Menstruationshygiene, Verhütung (mit Pille und Kondom). Dabei gibt es rund um Sexualität so viel mehr zu lernen, zu entwickeln und Bedarf an Austausch.

Wie würde eine Welt aussehen, in der schon junge Menschen alle Funktionen der Sexualität kennenlernen würden? In der alle Menschen Zugang zu Wissen, Tools und Austauschräumen hätten rund um Fragen wie:

  • Was ist für mich lustvoll?
  • Wie kann ich mein Leben lebenslustig gestalten?
  • Wie fühlt sich ein enthusiastisches „Ja“ an – und wie ein „Nein“?
  • Wie setze und respektiere ich Grenzen?
  • Wie kommuniziere ich, wie ich berührt werden möchte?
  • Was kann Sex alles sein?
  • Welche Geschlechter und Formen des Geschlechtsausdrucks gibt es?
  • Welche sexuellen und romantischen Orientierungen und Beziehungsweisen gibt es – und wie weiß ich, welche meine ist?
  • Was kann sich während des Zyklus alles verändern auf emotionaler und sexueller Ebene?
  • Wie fühlt sich in Verbindung sein an und wie kann ich das für mich erleben?
  • Wie kann ich verschiedene Phasen meines Zyklus nutzen?

Die 4 Funktionen der Sexualität in den Schulaufklärungsunterricht gepackt – das würde für viele Menschen und unsere Gesellschaft einiges ändern.

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